Bingen. Ja, Bingen ist der erste rheinhessische Ort, in dem die bürgerliche Fastnacht mit einem augenzwinkernden Aufbegehren gegen die Obrigkeit zelebriert wurde. Nach Kölner Vorbild gab es hier auch den ersten rheinhessischen Fastnachtsumzug im Jahre 1833, organisiert vom Binger Narren-Comité. Viel Unbekanntes fördert die Ausstellung im Mainzer Rathaus zutage – und zeigt, dass der rheinhessische ein ganz besonderer Humor ist!

„Die Rheinhessen hatten zwar nicht immer was zu lachen, aber gelacht wurde immer“, weiß Wolfhard Klein. Als Kurator der Ausstellung „Selten so gelacht – Humor und Satire aus Rheinhessen“, die derzeit im Mainzer Rathaus zu sehen ist, begab er sich auf Spurensuche und trug eine sehenswerte Ausstellung zusammen.
Auf 35 Tafeln, Aufstellern, Litfasssäulen und Vitrinen mit Originalstücken werden 200 Jahre Humor und Satire aus Rheinhessen dokumentiert, die hier natürlich in ihren besonderen Ausprägungen, den „organisierten Spielformen“ Fastnacht und Kabarett daherkommen.

Im Prinzip reden Fastnachter und Kabarettisten ja die gleiche Sprache. Mal lustig, mal zynisch, mal humorvoll oder direkt reden sie unterhaltsam gegen politische Verhältnisse an. Narr und Kabarettist dürfen Sicht diese Freiheiten nehmen ‒ und das galt für Rheinhessen immer ganz besonders.
Wie eng verzahnt beide Genres sind, zeigen beispielsweise die Lebensläufe von Herbert Bonewitz, Lars Reichow und Tobias Mann, die sowohl auf der närrischen Rosta als auch auf der Kabarettbühne zu Hause sind.

Ergänzt wird die Ausstellung, übrigens ein Projekt des Deutschen Kabarettarchivs, durch einen politisch-historischen Teil des Instituts für Landesgeschichte. Zum Inhalt der Sonderausstellung hat der Verlag Bonewitz eine Broschüre veröffentlicht.

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. April in der Mainzer Rathausgalerie zu sehen (Eintritt frei).
Ab April steht sie als Wanderausstellung für Interessenten in Rheinhessen ganzjährig zur Verfügung.