Die kulturelle Entwicklung einer jeden Region ist unmittelbar mit ihrer landschaftlichen Prägung verbunden. So lautet seit Jahrhunderten das Credo der Menschen im Rheinknie: die Landschaft nutzen und von ihren Erträgen leben.
Die Grundlage der rheinhessischen Industrie bildet der Ackerbau, und nach diesem der Weinbau. Der Boden Rheinhessens eignet sich, wie wir schon früher bemerkt haben, zur Kultur der meisten Getreidearten, des Klees und der im mittleren Europa am häufigsten angebauten Handelsgewächse,
schreibt Wilhelm Heße in seinem Werk „Rheinhessen in seiner Entwicklung von 1798 bis Ende 1834“ im Jahre 1835.
Diese landwirtschaftliche Prägung zeigt sich dem Betrachter beim Blick auf die sanften Täler der Region. Weinberge bestimmen die Landschaft, dazwischen sorgen Getreidefelder für leuchtende Farbtupfen. Entsprechendes findet sich auch in der Gartenkultur der Landwirte und Nebenerwerbsbauern. Häufig erfüllt der Garten mehrere Funktionen. In erster Linie ist er Nutzgarten. Eigenes Gemüse, eigenes Obst zu ernten schafft Freude, und ja, auch ein Stück Unabhängigkeit. Aber es gibt kaum einen Garten, der nicht auch den Sinnen schmeichelt – und mit üppigen Blumen und Sträuchern das Herz eines jeden Naturliebhabers berührt.
Häufig blühen die rheinhessischen Gärten im Verborgenen, denn das typisch rheinhessische Gehöft präsentiert sich fast immer im Stil einer fränkischen Hofreite. Von der Straßenseite aus ist nur die überdachte Toreinfahrt mit sich anschließenden Wohngebäuden und Ställen zu sehen. Die Gärten finden sich im rückwärtigen Teil und blühen durch das hintere Scheunentor zugänglich oft im Verborgenen.
Fotos: Petra Helmer