Die Internationalen Tage öffneten am 17. Juni bereits zum 57. Mal ihre Pforten. Blickt man auf 57 Jahre Internationale Tage, blickt man auch auf die Geschichte eines über Jahrzehnte wirkenden Kulturengagement, das von dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim traditionsbewusst fortgeführt wird. Viele Werke großer Künstler haben in diesem Zeitraum Ingelheim schon besucht. Goya, Dürer, Picasso, Beckmann, Toulouse-Lautrec, Miro, Warhol, Manet, Klee – sie alle wurden in Ingelheim in kleinen, aber feinen Ausstellungen präsentiert.
Ein Beitrag zur Völkerverständigung
Mit den „Deutsch-Französischen Tagen“ nahmen die Internationalen Tage im März 1959 ihren Anfang. Als eine Sonderveranstaltung der Ingelheimer Volkshochschule und der Firma Boehringer starteten sie mit der Intension, Kultur und Tradition anderer Länder und Völker zu vermitteln. Kurator und Leiter der Internationalen Tage wurde der Schweizer François Lachenal. Er sollte den Internationalen Tagen fast 30 Jahre lang ihr Gesicht geben!
Im Mittelpunkt der ersten, zehn Tage währenden Veranstaltung standen eine kleine Ausstellung mit Reproduktionen französischer Impressionisten, ein deutsch-französisches Weinforum sowie Konzerte und Filme.
Spanien, Österreich, England, Italien, Griechenland, Spanien, Türkei, Amerika, Japan, Mexiko, Brasilien – nahezu rund um die Welt führten die Internationalen Tage in den Folgejahren. Ein bis zu sechs Wochen dichtes Kulturprogramm mit Ausstellungen, Folklore, Literatur, Seminaren, Theater und Musik prägte alljährlich Ingelheim. Schulen, Vereine und die Geschäftswelt beteiligen sich an diesen kulturellen Wochen. Eng war die Zusammenarbeit in all den Jahren mit dem Weiterbildungszentrum und der Stadt Ingelheim.
Werke großer Künstler in Ingelheim zu Gast
Stets begeisterten die Internationalen Tage mit Ausstellungen! Miró, Picasso, Tàpies, Saura und Chillida – große Namen prägten die erste Kunstausstellung im Jahre 1960, die in der Ausstellungshalle von Möbel Schwaab stattfand. Sie fand so großen Anklang, dass sie um zehn Tage verlängert wurde und mehr als 5000 Besucher zählte. Die erste Werkschau eines einzelnen Künstlers folgte 1966. Der Künstler: Goya. Die „Türkische Tage“ 1972 warteten mit einer spektakulären Präsentation auf. Aus zahlreichen internationalen Ausstellungen kamen Pergamon-Exponate nach Ingelheim – und bei einem „Bettlerfescht Pro Pergamo“ sammelte man an einem Wochenende über 10000 DM für einen neuen Ausgrabungsabschnitt in Pergamon.
Auch mit Musik begeisterten die Internationalen Tage: So intonierte während der spanischen Tagen 1960 die Sopranistin Pilar Lorengar eine neu entdeckte, spanische Kantate von Georg Friedrich Händel – eine Uraufführung. Zu 1200 Jahre Ingelheim (1974) präsentierte das Mainzer Kammerorchester die Tragödie „Tassilone“ in konzertanter Form in der Saalkirche; Sprecher war Hanns Dieter Hüsch. Im „Berlin der Zwanziger Jahre“ (1989) wurde Brechts Dreigroschenoper mit Schauspielern, Studenten und Laien aus Berlin, Mainz und Ingelheim aufgeführt. „Biedermeier in Wien“ brachte1990 Hubert von Goisern, der bei
Die Ausstellungen und der Zeitgeist
Im Laufe der Jahre haben die Internationalen Tage, deren Leitung zwischen 1988 und 2012 in den Händen der Kuratorin Dr. Particia Rochard lag, ihr Erscheinungsbild gewandelt. Setzen sie sich in den ersten Jahren eher mit länderspezifischen Themen auseinander, richten sie ihren Fokus später immer mehr auf Ausstellungen einzelner Stilrichtungen und Künstler. Das kulturelle Rahmenprogramm wurde reduziert und damit den Erwartungen eines gewandelten Zeitgeistes entsprochen.
Seit 2013 kuratiert Dr. Ulrich Luckhardt die Internationalen Tage. Er brachte „Wortkünstler/Bildkünstler. Von Goethe bis Ringelnatz. Und Herta Müller“ und Werke deutscher Impressionisten ins Alte Rathaus. Im vergangenne Jahr widmete sich die Ausstellung der Künstlerfreundschaft Lyonel Feininger und Alfred Kubin.
2016: „Besser scheitern.“
In diesem Jahr entfällt der bisherige Ausstellungsort, das alte Rathaus in Nieder-Ingelheim wegen Renovierungsarbeiten. Aus der Not eine Tugend machend blickt Ulrich Luckhardt nach „draußen“ – und geht mit dem Projekt „Besser scheitern.“ in die Stadt. Über ganz Ingelheim verteilt finden sich Video- und Filmarbeiten Internationaler Künstler, die dem Phänomen des Scheiters nachgehen. An vielen ungewöhnlichen Orten – über der Rolltreppe in der Stadtmitte, im Bahnhofsgebäude, vor einem Friseursalon, in einem Blumengeschäft – sind die Installationen zu finden. Sie fordern zum entdecken, nachdenken und diskutieren auf!
Mehr Infos unter www.besser-scheitern.de