Die Aachener Heiligtumsfahrt, auch Ungarn-Wallfahrt genannt, zählte im Hoch- und Spätmittelalter zur bedeutendsten Wallfahrt im deutschsprachigen Raum. Die alle sieben Jahre stattfindende Pilgerfahrt führte auch durch Ingelheim.

Die Texttafel erinnert an die Ungarn-Wallfahrer, die einst durch Ingelheim zogen. Foto: Pia Steinbauer

Ab dem 14. Jahrhundert machten sich Pilgergruppen vom Osten her auf den Weg nach Aachen zu den dort verwahrten Reliquien. Ersten Kontakt mit Ingelheimer Boden gab es „Auf der Steig“, wo heute das Hotel Multatuli steht. Die ermatteten Wallfahrer nutzten den Halt für eine Verschnaufpause. Danach zog man weiter über die Kaiserpfalz und das Heilig-Geist-Hospital zu einem Verpflegungspunkt, der gewissermaßen „an der Schnittstelle“ zwischen Gau-Algesheim und Ingelheim lag. Früher hart umkämpftes Terrain zwischen Kurmainz (Gau-Algesheim) und der Kurpfalz (Ingelheim). Doch wenn die Pilger gen Aachen strömten, dann ruhten Zoll- und Grenzstreitigkeiten, selbst die Schlagbäume blieben oben. Gemeinsam versorgte man die Pilger, stellte Zelte und Hütten bereit.

An diese gute Tradition erinnert seit Mittwoch eine Gedenkstele, die auf Initiative des Historischen Vereins am Radweg zwischen Ingelheim und Bingen errichtet worden ist. In Höhe der Einmündung nach Sporkenheim kann man sich nun über die Aachenwallfahrt informieren. Ein Kupferstich des Kartographen Mascop aus dem Jahre 1577 nebst Beschreibung lässt die Pilgertradition lebendig werden. Auf einer von Alois Mehlig gespendeten Sitzbank kann man hernach die Informationen sacken lassen.
Die Wallfahrt nach Aachen findet zwar noch immer im siebenjährigen Turnus statt – zuletzt im Jahre 2014 –, doch Ingelheim spielt für die Pilger heute keine Rolle mehr.