Der Erthaler Hof spielt in der Geschichte Rheinhessens eine besondere Rolle, denn in seinem Festsaal fand am 12. Juli 1816 die Übergabe linksrheinischer Gebiete an das Großherzogtum Hessen statt. Als Entschädigung für im Wiener Kongress beschlossene Landesabtretungen nahm Großherzog Ludwig an diesem Tag Gebiete des einstigen Departements Donnersberg in Besitz. Dazu zählten auch die Stadt Mainz mit Kastel und Kostheim, die Kantone Worms und Pfeddersheim und der Kreis Alzey. Verlesen wurde die sogenannte Besitzergreifungsurkunde vom Großherzoglich Hessischen Geheimrat von Leykam.
Warum war gerade der Erthaler Hof Schauplatz dieser Übergabe? Nun, während der napoleonischer Herrschaft diente das Erthaler Anwesen der Administration des Départements du Mont-Tonnerre und seinem Präfekten Jeanbon St. André als Amtssitz. Der Hof sollte auch weiterhin Regierungsmittelpunkt bleiben. Von hier aus führten die Präsidenten der rheinhessischen Provinzialregierung ihre Amtsgeschäfte, hier tagte der Provinzialrat.
Ein spätbarockes Kleinod
Der Erthaler Hof wurde zwischen 1734 und 1743 als Familienpalais von Philipp Christoph Reichsfreiherr von und zu Erthal (1689-1748) errichtet. Der Entwurf stammt von Kurmainzische Hofrat Philipp Christoph von und zu Erthal selbst. Gut zu erkennen ist schon die französisch geprägte klassizistische Bauweise, die Erthal aus Frankreich mitbrachte. Dort studierte er beim Architekten Germain Boffrand.
Leider sind die ehemals zum Hof gehörenden Wirtschaftsgebäude und der kleine Ziergarten nicht mehr erhalten. Das Wohngebäude selbst ist allerdings noch in seiner ehemaligen Aufteilung zu bewundernen und wurde erst kürzlich restauriert.
Einige Jahre war hier die Kreisverwaltung Mainz-Bingen zu Hause, heute befindet sich im Erthaler Hof das Landesamt für Denkmalpflege.