Es fällt einem sofort ins Auge, das kleine Fischerhaus in der Schubertstraße. Im Schatten der Gustav-Adolf-Kirche hielt es viele Jahre einen Dornröschenschlaf, bis es von der Initiative Frei-Weinheim (IFW) wieder zum Leben erweckt wurde. Am 1. September 2016 wurde das einstige Fischerhaus als kleines Museum eingeweiht und mit neuen Leben gefüllt. Es dokumentiert das Leben der einfachen Menschen – und birgt letzten Zeugnisse alter Fischertradition in Frei-Weinheim.
Das Fischerhaus stammt aus dem späten 18. Jahrhundert. Wesentlich ältere Gebäude sind in Frei-Weinheim nicht anzutreffen. Dort gibt es keine mittelalterliche Bausubstanz wie in den anderen Dörfern des Ingelheimer Grundes, denn immer wieder sorgte der Rhein für einen „feuchten Abriss“ der Frei-Weinheimer Bauten. So waren kleine Anwesen und niedrige Häuschen für Alt-Frei-Weinheim typisch. Die kleinen, niedrigen aus Stein gemauerten Häuschen mit ihren markanten hochgezogenen Satteldächern zeugen vom oftmals harten und mitunter entbehrungsreichen Leben am und mit dem Rhein.
Initiative Frei-Weinheim setzt sich für den Erhalt des Fischerhauses ein
Mit großem Engagement setzte sich die Initiative Frei-Weinheim (IFW) für den Erhalt eines der letzten Zeugnisse alter Fischertradition Frei-Weinheims ein. Gemeinsam mit der Stadt Ingelheim, sie ist Eignerin des Fischerhauses, entwickelten die IFW-Mitglieder ein Sanierungs- und Nutzungskonzept für das Gebäude. Mit ins Boot holte man den Sanierungsexperte Hans-Peter Kersting. Der kompetente Fachberater übernahm 2012 die Projektleitung. Nach dringenden Instandsetzungsarbeiten startete Hans-Peter Kersting mit der Gebäudesanierung. Einen Großteil der Arbeiten führte er selbst aus, teilweise auch in Zusammenarbeit mit Handwerkskollegen. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von den Mitgliedern der IFW.
Sanierung mit Bezug zur lokalen Geschichte
„Mit dem Erhalt dieses kleinen Fischerhauses bietet sich die Gelegenheit, anschaulich die Wohn- und Lebensverhältnisse der rheinhessischen Bevölkerung im späten 18. und 19. Jahrhundert zu zeigen“, erläutert Hans-Peter Kersting. Wer denkt, was an einem solche Profanbau denn schon interessant sein kann, den überzeugt Hans-Peter Kersting vom Gegenteil.
So legte er im ehemaligen Wohnzimmer eine für einfache Verhältnisse recht aufwändige Bemalung frei. Während die Decke in verschiedenen Zeitfenstern mal einen hellgrauen, mal einen gebrochen weißen Anstrich zeigt, schmücken die Wände mit einer Schablone aufgetragene florale Muster. „Tapeten waren zu teuer, daher ließ man die Wände mittels
Farbwalzen oder Schablonen mit Mustern bemalen“, weiß Kersting. So findet sich in der Küche ein Walzenmuster in rotbraun und weiß auf orangenem Grund und das Schlafzimmer war einst in strahlendes Ultramarinblau getaucht, mit Mäander-Bordüren am oberen Wandende. Verschiedene Sichtfenster zeigen dem Besucher die ursprünglichen Wandbemalungen und die darunterliegenden Baustoffe.
Verschiedene Zeitepochen
Die drei Räume des Hauses repräsentieren verschiedene Zeitepochen. Das Wohnzimmer die Zeit der Entstehung des Hauses (Mitte 19. Jahrhundert), das Schlafzimmer die Jahrhundertwende und die ebenerdig liegende Küche die 1950iger Jahre – alle Zimmer mit den für ihre Zeit typischen Einrichtungsgegenständen.
Zum Tag des offenen Denkmals am 11. September hat das kleine Museum „Fischerhaus“ zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet.