Mit der Völkerschlacht von Leipzig kehrten leider keine glücklichen Verhältnisse in Rheinhessen ein, vielmehr lebte die Bevölkerung nach wie vor in Armut und Pein. Normalität und ein erträgliches Auskommen wurden zwar herbeigesehnt, ließen aber noch auf sich warten. Die Last der vielen Einquartierungen drückte vor allem in der ersten Hälfte des Jahres 1814, als die russischen Verbündeten sich über Wochen hier niederließen. Später sollten noch preußische und bayerische Truppen folgen. Die Menschen kämpften mit Seuchen und immensen Kriegssteuern.
Politische Ungewissheit
Zudem quälte die politische Ungewissheit. So unterstand Rheinhessen zunächst einem preußischen Kriegskommissar, bis man im Februar 1814 die drei ehemaligen französischen Departements Donnersberg, Saar und Rhein-Mosel zu einem Generalgouvernement vom Mittelrhein machte. Doch damit nicht genug. Mit dem Frieden von Paris am 30. Mai 1814 teilte man das Generalgouvernement wieder auf (Moselgrenze). Mainz und das künftige Rheinhessen kamen unter österreichisch-bayerische Adminstration mit Sitz in Bad Kreuznach. Kurze Zeit später fielen die niederrheinischen Gebiete an Preußen und damit Bad Kreuznach als administrativer Sitz weg. Es sollten Worms und später Alzey als Regierungssitz folgen.
Armut überall. Die Menschen litten. Unter der dreimaligen Belagerung innerhalb weniger Jahre. Unter Kriegssteuern. Unter schlechten Ernten. Politischen Wechseln. Heinrich Bechtolsheimer schreibt dazu in der „Festschrift der Provinz Rheinhessen zur Hundertjahrfeier“ von 1916:
Mainz war eine veramte Stadt, sehr viele hervorragende Bauten aus früherer Zeit waren durc hdie dreimalige Belagerung vom Erdboden verschwunden. In gleich trostloser Lage befand sich die zweitgrößte rheinhessische Stadt, nämlich Worms. Der Glanz der einst freien Reichsstadt war dahin, die Stadt in vielen Teilen verwüstet, die Zahl der Einwohner auf 5000 herabgesunken. Die vordem reichen Klöster waren ihrer Güter beraubt, ihre Insassen verschwunden, viele Klöster waren, wie in Mainz, dem Erdboden gleichgemacht. Die Straßen waren verödet und mit Gras bewachsen. Das ist ein Zustand, von dem man in Deutschland nur nach dem dreißigjährigen Kriege hört. Das Schloß des Bischofs war ein Raub der Flammen geworden, die alten Patrizierfamilien hatten die Stadt verlassen oder waren verarmt. In den Dörfern im Umkreis von Worms, die jetzt alle schon seit lange Zeit blühende Gemeinwesen sind, war solche Armut, daß erwachsene Männer im Taglohn nur 18 Kreuzer verdienten.